Wer waren die Erfinder des
Rades?
Die Erfindung des Rades war wohl eine der bedeutendsten Erfindungen der Menschheitsgeschichte. Das Rad und die darauf aufbauenden Erfindungen der Landfahrzeuge haben das Leben der Menschen und auch die Landschaft so stark verändert wie wohl kaum eine andere Erfindung des Menschen. Man versuche nur einmal die erste Überlandfahrt der Berta Benz nachzuvollziehen. Es wird kaum gelingen – zumindest mit dem Auto. Viele der damals existierenden Wege sind umfangreichen Straßenbaumaßnahmen zum Opfer gefallen. So erfolgreich und verändernd waren die Erfindungen ihres Mannes Carl Benz und seiner Nachfolger und Nachahmer, daß es kaum noch möglich ist, die damalige Infrastruktur wiederzufinden.
In Seekirch am Federsee wurden Teile von Rädern aus
der Steinzeit (5400-2400 v. Chr.) gefunden. Die Radteile aus Seekirch und
Alleshausen gehören zu den ältesten großen Scheibenrädern der Welt. Sie
bestehen aus drei mit Einschubleisten verbundenen Teilen. Ein Bild dieses sensationellen Fundes findet
sich im Theiss-Magazin
"Archäologie in Deutschland" 2004 Heft 3 (dort das Bild von
H.Zwietasch/WLM).
Hier ist eine
Rekonstruktion des Federseemuseums
zu sehen:
Bauweise der frühen Räder
der Seekircher:
Die Radteile bestehen aus
Ahorn. Die Leisten und der restliche Wagenkörper aus Esche. Die Achse ist aus
Eiche oder Esche. Im Querschnitt ist eine saubere Einlassung der Leisten in die
schwalbenschanzförmigen Nuten der Radscheiben zu erkennen.
Die
Wissenschaftler um das Federseemuseum in
Bad Buchau haben es auf sich genommen, Nachbildungen dieser frühen Seekircher Räder
und des zugehörigen Wagens anzufertigen.
Hier einige
Bilder, die von diesen Nachbildungen des Federseemuseums abgenommen sind.
Der Wagen mit den Scheibenrädern. Räder und Achsen waren starr verbunden, so daß die Achse unter dem Wagenkörper rotierte. Der Wagenkasten kann als stabiles Rechteck ausgebildet sein oder einfach als abnehmbare trapezförmige bis dreieckige Stangenschleife aufgelegt werden. Dieser zweirädrige Wagentyp mit rotierender Achse ist im Mittelmeerraum und Anatolien bis heute verbreitet und wird ob seines Fahrgeräusches „Anatolische Nachtigall“ genannt.
Das „gebaute“ Scheibenrad. Die Achse hatte keine Nabe, was sie von den frühen Rädern
Nordeuropas und des Donaugebietes unterscheidet.
Die Verbindung der einzelnen Bretter, die die
Scheibenräder
bilden. Die frühen Seekircher kannten
offensichtlich auch schon die Verbindung mittels Schwalbenschwanz.
Die
gesamte Achse dreht sich im „Lager“ nicht
wie heute
üblich das Rad auf der Achse
Befestigung der Achse in der Radscheibe.
Die Achse
ist starr mit beide Räder verbunden.
Das
erschwert die Kurvenfahrt.
Bei
moderneren Rädern drehen sich die
Achsnaben
um die starr stehende Achse.
Archäologische
Funde aus der Zeit um 1000 v.Chr.
belegen,
daß die Seekircher diese Weiterentwicklung
vollzogen
haben.
Wer hat nun das Rad erfunden?
Da die ältesten großen Scheibenräder der Welt in Seekirch gefunden wurde, stellt sich der
archäologischen Forschung die Frage, ob ein Seekircher
das Rad erfunden hat.
In
Seekirch am Federsee wurden die Ur-Räder gefunden und vermutlich auch erfunden.
In der Gegend um Seekirch am Federsee (Baden-Württemberg) wurden
auch Funde wesentlich jüngerer Räder (ca. 1000 v.Chr.) gemacht, die eine
konsequente Weiterentwicklung der frühen Seekircher Räder darstellen.
Dieses Scheibenrad erinnert
in seiner Schwere und Machart noch an jungsteinzeitliche Stücke. Doch schon
die Einschubleisten zeigen die Weiterentwicklung. Sie sind gebogen. Das
verbessert den Zusammenhang der drei Radbestandteile. Die Achse war hier
fest am Wagenkörper befestigt, die Räder drehten sich. Das bewirkt wesentlich
bessere Lenkbarkeit des Wagens.
Im heutigen Eberdingen-Hochdorf bei Ludwigsburg
(ebenfalls Baden-Württemberg) wurden Reste eines Keltengrabes mit einem Wagen
als Grabbeigabe gefunden. Die Funde wurden wissenschaftlich aufbereitet und zum
Teil auch äußerst aufwending und kunstvoll rekonstruiert. Sie können in einem
eigens errichteten Museum (Keltenmuseum
Hochdorf) bestaunt werden. So bekommen wir einen Einblick in den Stand des
Rad- und Fahrzeugbaus des Jahres 425 v. Chr. in der Region des heutigen
Baden-Württemberg.
Keltischer Wagen. Zu sehen ist diese Rekonstruktion im
Keltenmuseum Hochdorf (Bild: Keltenmuseum Hochdorf)
Bei dem Hochdorfer Wagen handelt es sich um einen 4,50 m
langen Prunkwagen. Er ist zwar sehr aufwendig gefertigt und kostete wohl ein
Vermögen. Er stellt mit seinen vielfältigen eisernen Verzierungen die Fähigkeit
der keltischen Handwerker in beeindruckender Weise dar. Allerdings ist er für
den Alltagsgebrauch wenig tauglich. Die Vorderachse läßt sich nicht drehen.
Dadurch ist die Lenkbarkeit des Wagens sehr eingeschränkt.
Ein Rad des Keltischen Prunkwagens (Rekonstruktion des
Keltenmuseums Hochdorf).
Die Räder (Durchmesser: 89 cm) weisen je zehn Speichen,
eine zylinderförmige Nabe und eine Biegefelge (aus einem Holzspan
zusammengebogene Felge) auf. Die Räder waren auf die Achsen aufgesteckt, nur
die Achsnägel lagen auf dem flachen, lang-rechteckigen Wagenkasten. Der
Übergang zu den Speichenrädern war also schon vollzogen.
Rad des Keltischen Prunkwagens in statu nascendi, teils
als Schnittdarstellung. Die Felge ist noch nicht aufgezogen. Die reich
verzierte Eisenummantelung teilweise aufgeschnitten, so daß das darunter
liegende Holz sichtbar wird. Zu sehen im Keltenmuseum Hochdorf.
Ein weiterer Meilenstein ist die Erfindung der
Luftbereifung, des Pneus. Bereits 1845 patentierte Robert William Thomson (1822
- 1873) eine vulkanisierte Luftbereifung. Leider wurde diese Erfindung als zu
teuer eingestuft und wieder verworfen. Ab 1889 konstruierte der schottische
Tierarzt John Boyd Dunlop (1840-1921) pneumatische Reifen (Pneumatic rubber
tyre). Heute gilt er als Erfinder des Pneu. Anfangs hatte Dunlop noch mit
Baumwollgeweben als "Mantel" experimentiert; sie erwiesen sich aber
als nicht haltbar genug.
Die Seekircher setzten diese Tradition bis heute fort: Zwar nicht
alleine, aber mit an vorderster Front bei der Entwicklung der modernen
Mobilität im Dienste der Menschheit.
Es war ein langer Weg von den
frühen Seekircher Rädern bis zu den
zeitgemäßen Rädern, Achsen und Aufbauten, wie wir sie heute in einer modernen
Limousine genießen können. Auf den Bildern wie sie beispielsweise bei der Kfz-Technik-Wiesinger zu sehen sind,
ist der moderne Stand der Raderfindung zu sehen:
Hier ein zeitgenössisches
Rad mit zugehöriger Radaufhängung. Die Achse steht fest und das Rad dreht sich
mittels Wälzlager um die Achse. Luftbereifung und Luftfederung sorgen für eine
sehr komfortable Fahrt auch auf schlechten Wegstrecken. Firmenbild
DaimlerChrysler.
Die Spitze der
Fahrwerkstechnik stellt das hydraulisch geregelte Active Body Control von Mercedes-Benz dar, das mit dem
S-Klasse-coupé C215 eingeführt wurde. Mit diesem aktiven Fahrwerk (s. Kfz-Technik) können Komfort und
Fahrsicherheit in bisher nicht dagewesener Form vereinigt werden. Firmenbild
DaimlerChrysler.
Die Räder der 2005
eingeführten Mercedes-Benz S-Klasse sind einzeln an einer aufwendig
konstruierten Achse aufgehängt und nicht mit einer einfachen starren Achse mit
ihrem Pendant verbunden. Pressebild DaimlerChrysler.
Der Weg von den frühen Seekircher Wagen zu modernen Reisewagen – hier
die S-Klasse (W221, Markteinführung 2005) von Mercedes-Benz – war weit und
lang. Ein Beispiel, welch hervorragende Ergebnisse aus kleinen Anfängen
erwachsen können. Pressebild DaimlerChrysler.
Diese
kleine Überblick über die Geschichte des Rades zeigt, daß das Rad und seine
Komponenten immer weiterentwickelt wurden. Und diese Entwicklung geht auch noch
heute weiter.
Weiterentwicklungen
sind hilfreich und notwendig.
Manchmal
sehen einige Menschen in einer
Weiterentwicklung lediglich die Wiederholung einer bereits existierenden
Entwicklung. Dann ist der Vorwurf „das Rad neu zu erfinden“ schnell
ausgesprochen.
In
Einzelfällen mag dieser Vorwurf berechtigt sein, in den meisten Fällen wohl
aber nicht. Es bleibt daher immer im Einzelfall genau zu prüfen, ob es sich
wirklich um die unnötige Wiederholung einer bereits existierenden Entwicklung
oder um eine hilfreiche und sinnvolle Weiterentwicklung oder Erweiterung handelt.
Dieser Text
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Bezeichnung |
Link |
Geprüft am |
2006-08-26 |
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2006-08-26 |
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Theiss-Magazin-04-03 „Archäologie in Deutschland“ |
2004-09-14 |
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2004-09-14 |
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Technik-Lexikon: http://www3.mercedes-benz.com/techlex/2006/main_de.html und dann ABC wählen. |
2006-08-26 |
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http://www.kfztech.de/kfztechnik/fahrwerk/federung/abc_aktive_body_control.htm |
2006-08-25 |
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2006-08-25 |
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Websites einfach gemacht |
2006-08-25 |
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2006-08-25 |
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2006-08-25 |
||
2006-08-25 |
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Net-Housting |
2006-08-25 |
Rentierjäger und Pfahlbauern : 14000 Jahre Leben am Federsee
[hrsg. vom
Württembergischen Landesmuseum Stuttgart]
Erwin Keefer. -
Stuttgart : Theiss, 1996
(Führer und
Bestandskataloge / Württembergisches Landesmuseum
Stuttgart,
Archäologische Sammlungen : 5 )
ISBN
3-8062-1242-2
NE: Keefer,
Erwin; Württembergisches Landesmuseum <Stuttgart> /
Sammlungen:
Führer und Bestandskataloge
Herausgegeben
vom
Württembergischen Landesmuseum
Stuttgart
ISBN
3-8062-1242-2
©
Württembergisches Landesmuseum Stuttgart
Diese Website wurde sehr einfach und ohne HTML-Editor, einfach mit Word generiert. Mehr dazu finden Sie unter DocToWeb.
Diese Website wird bereitgestellt von Dr.-Ing. Jürgen Seekircher.
Was gibt es sonst noch?
http://www.raderfinder.de/DocToWeb/ http://www.raderfinder.de/DocToWeb/index.htm
http://www.raderfinder.de/; http://www.Seekircher.info.de/; http://www.DrSeekircher.de; http://www.Erfinder-des-Rades.de; http://www.Nachtsichtassistent.de; http://www.vorlesung.biz; http://www.Isenheimer-Altar.de; http://www.AskDrSee.de/; http://vorlesung.biz/
Hinweis : wg. Spam wurde die Adresse als Bild
hinterlegt. Ich bitte die Unannehmlichkeit zu entschuldigen.
Erstausgabe: 2004-08-17 Letzte
Aktualisierung: 2006-09-11,
21:33